Ödkarspitzen und Birkkarspitze am 15.08.2009

Kurzfassung von Andreas Tourenbericht:

Zusammen mit Ines und Tom ging’s gestern von Scharnitz aus über den Brendelsteig auf die Ödkarspitzen und die Birkkarspitze.

Bei diesen sicheren Wetterverhältnissen war diese lange Tour nicht nur risikolos machbar sondern auch ein Genuss. Am Ende waren wir nach 10,5 Stunden wieder am Parkplatz.

Morgens um 7 Uhr haben wir uns am Parkplatz in Scharnitz getroffen. Die ersten 19 Kilometer sind wir mit dem MTB zum Karwendelhaus geradelt. Der erste Kilometer hat gleich eine anstrengende Steigung, danach geht es längere Zeit mit sehr moderater Steigung das Tal auf einem guten Schotterweg entlang. Erst die letzten paar Kilometer wird es dann richtig anstrengend und man fährt in steilen Serpentinen hoch zum Karwendelhaus. Nach ca. 2 Stunden waren wir am Karwendelhaus (1.771m).

Nach kurzer Pause ging es dann zu Fuß weiter in das Schlauchkar. Die ersten Meter an den Lawinenschutz vorbei ist es steil und mit Drahtseil gesichert. Sobald man „um die Ecke“ ins Schlauchkar einbiegt geht es nur noch leicht ansteigend weiter. Recht bald zweigt der Weg zum Brendelsteig nach rechts durch’s Kar ab und führt in einem großen Bogen unterhalb der Felswände zum einfachsten Teil der Wand. Über viele Serpentinen und an schwierigen Stellen durch Drahtseil gesichert geht es steil rauf zum Grat. Anschließend geht es den Grat weiter über Schrofen und viel Karwendelschotter. Schwierige Stellen sind auch hier durch Drahtseil entschärft. Es ist nirgends allzu ausgesetzt, jedoch muss man bei dem losen Schotter immer aufpassen wo man hinsteigt und welchen Griff man trauen kann. Eine auf dem ersten Blick steile Felswand quert man unschwierig über Bänder und biegt ein ins Marxenkar. Trotz der Schottermassen ist der Weg sehr gut und man steigt sehr „meditativ“ mit einzelnen Felsstufen durchsetzt durch diese Mondlandschaft auf den Schotterrücken der westlichen Ödkarspitze (2.712m). Der Gipfel ist durch ein Stoamandl markiert. Wir waren in etwas unter 3 Stunden ab dem Karwendelhaus auf der westlichen Ödkarspitze. Ok … Tom und Ines waren ein bißchen schneller unterwegs …

Von hier lässt sich der Weiterweg gut überblicken. Die Mittlere und auch die höchste der Ödkarspitzen, über deren Gipfel der Weg dann weiterführt, ragt deutlich hervor. Sehr einfach steigt man von der Westlichen zur Mittleren über den Schotterrücken in kurzer Zeit hinüber. Die Mittlere ist sogar mit einem kleinen Holzkreuz markiert (2.745m) … sie ist zugleich der zweithöchste Karwendelgipfel. Von hier zeigt sich dann auch noch die bisher verdeckte Östliche Ödkarspitze an der die Schlüsselstellen des gesamten Brendelsteigs sind. Zuerst geht es auf Schotterbänder hinüber zum Fuß der Östlichen Ödkarspitze. Dort mit Hilfe von einigen Drahtseilen über Felsstufen auf den steilen Schrofenrücken zum Gipfel (2.738m). Im Abstieg zum Schlachkarsattel geht es etwas luftig aber nie zu ausgesetzt den Gratrücken hinunter. Einige wenige Kraxelstellen sind dabei zu überwinden. Mehrere schwierige Stellen sind dabei durch Drahtseile gesichert. An einer Stelle, kurz bevor der Schlauchkarsattel erreicht wird, muss man aufpassen sich nicht nach unten zu versteigen, da hier mit Markierungspunkten gespart wurde. Immer nah am Grat bleiben ist der richtige Weg, auch wenn ein leicht nach rechts unten führende Spur anfangs sehr verlockend aussieht.

Vom Schlachkarsattel (2.639m) dann der letzte Gipfelsturm auf die Birkkarspitze. Ab hier ist die Bergeinsamkeit vorüber. Zuerst glaubt man gar nicht, dass man den steilen Hang erklimmen kann. Stufen und mit Drahtseil gesicherte Stellen wechseln sich hier ab. Teilweise ist ein gut erkennbarer Weg vorhanden, teilweise verliert sich die Spur und man muss etwas improvisieren. Wer den Weg verliert kommt aber auch abseits davon über Schrofen relativ problemlos weiter … wenn nur nicht dieser lockere Schotter überall wäre.

Von der Westlichen Ödkarspitze bis zur Birkkarspitze kommt man in 1-1,25 Stunden (der schnellere Wert gilt für Tom).

Die Aussicht vom Gipfel der Birkkarspitze (2.749m) dem höchsten Punkt des Karwendels ist wie schon auf der gesamte Gipfelwanderung beeindruckend. Tief unten das Schlauchkar und das Karwendeltal. Blick über das ganze Karwendel. Nach Norden alles grün und nach Süden steile Felswände und große Schotterkare. Etwas weiter entfernt das Wettersteingebirge, nach Süden Blick bis zum Alpenhauptkamm. Erstaunlicher Weise war der übersichtliche Gipfel gar nicht überlaufen trotz herrlichem Wetter, Ferien und Feiertag.

Nach ausreichend Pause hieß es dann den langen Rückweg anzutreten. Mit dem Wissen im Hinterkopf ein Fahrrad am Karwendelhaus stehen zu haben, lässt es sich aber sehr gut absteigen.

Zuerst wieder zurück zum Sattel und dann ab ins Schlauchkar. Durch „Abfahren“ in den berüchtigten lockeren Schottermassen kommt man stellenweise recht flott nach unten.

Nach gerade mal 1,25 Stunden waren wir dann schon wieder am Karwendelhaus, wo wir noch eine kurze Pause einlegten. Es ist erstaunlich wieviel MTBs dort „parkten“ und welche Menschenmassen sich zu Fuß in das überfüllte Karwendelhaus hochquälten.

Die Abfahrt nach Scharnitz war dann der reinste Genuss. Bis auf die steile Abfahrt vom Karwendelhaus gleich zu Beginn und einem leichten Gegenanstieg kurz vor Scharnitz kann man sehr gemütlich zurückfahren. Unvorstellbar diese 19 km zu Fuß zurückzulegen. Nach knapp einer Stunde waren wir dann wieder an den Autos.

Eine sehr lange und anstrengende Tour die durch beeindruckende Einblicke in die Wildnis des Karwendels und interessanter Wegführung belohnt wird. Insgesamt dürften wir mit allen Gegenanstiegen ca. 2000-2200 Höhenmeter zurückgelegt haben. Für die 38 Kilometer und 800 Höhenmeter zwischen Scharnitz und dem Karwendelhaus ist ein MTB eigentlich ein Muss. Selbst für untrainierte MTBler wie mich ist die Strecke zwar am Ende anstrengend, aber unschwierig.

An der Stelle nocheinmal ein Dankeschön an Ines und Tom für’s spontane mitkommen. Auch wenn ich euer Tempo nicht ganz halten konnte und euch wohl etwas ausgebremst habe, hoffe ich ihr habt die Tour genossen. Es hat viel Spaß gemacht mit euch die Tour gemeinsam anzugehen.

Hier noch ein kurzes Fazit von mir:

Super Tour bei bestem Wetter … jetzt ist endlich Sommer.

Nachdem ich die Tour zusammen mit Ines vor zwei Jahren schon einmal vom Johannistal aus zu Fuß gemacht habe und wir damals leider Pech mit dem Wetter hatten, mussten wir nicht lange überredet werden. Wegen der Auffahrt mit dem MTB hatte ich anfangs jedoch ziemliche Bedenken. Ich kann jedoch mit Stolz behaupten, dass ich ohne zu schieben bis zum Karwendelhaus gekommen bin. Wir waren zwar nicht die schnellsten, aber 2 Stunden mit Bergstiefeln und schwerem Rucksack ist nicht schlecht. Was mich jedoch richtig fertig gemacht hat, war, dass uns ein „Bergläufer“ bei ca. 3/4 der Strecke überholt hat … sprich, der war zu Fuß schneller von Scharnitz aus am Karwendelhaus als wir mit dem MTB … es gibt echt krasse Typen.

Was die ganze Sache noch übertrifft:

Als ich kurz vor den anderen Zwei am Gipfel der Birkkarspitze ankam, verabschiedete sich gerade eine ältere Dame (jenseits der 60) mit den Worten: „Ich würde bei dem schönen Wetter gerne noch eine Stunde hier sitzen bleiben, aber ich muss ja noch zurück bis auf Holzkirchen fahren.“ Im ersten Moment habe ich mir noch nichts dabei gedacht, bis ich sah, dass sie ihre »Shimano-Klickis« trug (an den Füßen natürlich). Eine andere Frau am Gipfel erzählte mir dann, das die „Alte“ in der früh um 4 Uhr von Holzkirchen mit dem Fahrrad losgefahren sei und über das Johannistal hoch gekommen ist und jetzt natürlich den gleichen Weg wieder zurück muss. Ich war sprachlos.

Meine Statistikdaten:

[Bike] … ‚einfache Strecke‘ … 17,8 km … 869 Hm Auffahrt … 69 Hm Abfahrt
[Hike] … ‚gesamte Gipfelrunde‘ … knapp 9 km und 1250 Hm

+++ gesamte Tour 2200 Hm auf knapp 45 km +++

Tom

 

http://www.roberge.de/yabb/index.php?topic=2648.msg21369#msg21369

Kommentare nicht zugelassen