Sonnenspitzl: »Esperanto« (VI-) am 23.06.2012
Da Ines anderweitig beschäftigt war, stand heute mal wieder eine Abenteuer-Tour mit Daniel auf dem Programm.
Unser Ziel: Sonnenspitzl (2.600m) / Wetterstein
… ein unbeachteter Nachbar der Zugspitze hoch über Ehrwald.
Die knapp 1000 Hm Aufstieg von der Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn über das Gamskar zur Wiener-Neustädter-Hütte (2.213m) war rasch erledigt.
Das Wetter war mal wieder nicht ganz so, wie wir uns das ausgemalt hatten. Dicke Wolken und Nebelschwaden zogen um die Hütte. Da wir es nicht eilig hatten, gönnten wir uns also erst mal einen Kaffee an der Hütte, die nach der Winterpause heute den ersten Tag wieder geöffnet hatte.
Immer wieder lichtete sich die Sicht auf das Sonnenspitzl ein wenig, welches direkt hinter der Hütte empor ragt. Wir waren schon gespannt, was uns da erwarten wird.
Nach der Pause ging es entspannt in wenigen Minuten hinauf zum Wandfuß, an dem wir unsere Stöcke und überflüssiges Zeugs zurückließen. Dem Wandfuß nach links folgend, ging es dann weiter zum Einstieg (IIer Gelände, sogar mit einigen Bohrhaken). Am Einstieg der Route »Esperanto« [250 Hm, 9 SL] findet sich ein Stand mit zwei Bohrhaken.
Wie vorher bereits abgesprochen startete Daniel in die erste Seillänge, da ich die Schlüssellänge [2. SL, VI-] vorsteigen wollte.
Der Fels war nicht der Beste und so kam es, dass ich bei meinem Start – zum Glück im Nachstieg – gleich einen Tritt und zwei Griffe aus der Wand gesprengt habe. Dies wirkte sich natürlich direkt auf mein kletterisches Selbstbewußtsein aus, und so verließ mich anfangs auch ein wenig der Mut und für den Rest der Tour hatte ich dann ziemlich weiche Knie. Dank der für eine alpine Route relativ gute Absicherung mit Bohrhaken, gelang mir die Schlüssellänge (laut Topo) dann doch ohne größere Probleme.
Da Daniel durch den Vorstiegswechsel immer die ungeraden Seillängen vorsteigen ‚durfte‘, fiel ihm natürlich auch die 5. SL zu. Laut Topo eine V+ (unserer Meinung nach nicht leichter als die Schlüssellänge) … sollte eigentlich kein Problem sein … wenn da nicht ausgerechnet auf der rutschigen Plattenpartie der Hakenabstand unangenehm weit gewesen wäre. Am dritten Bohrhaken hing schon eine Abseilöse, was bei uns zunächst noch für Schmunzeln sorgte. Kurz später, war zumindest dem Daniel nicht mehr ganz so zum Lachen ;-). Da sage ich nur: „Mal wieder Schwein gehabt, bei der SL-Wahl“. Daniel packte die Sache aber ganz ruhig an und meisterte auch diese SL ganz souverän.
Die letzten 4 SL bis zum Gipfel waren dann wieder ganz schön zu klettern, wenn auch der Fels oftmals ziemlich brüchig war.
Wir staunten nicht schlecht, als wir beide am Gipfel standen und eigentlich so gut wie keinen Platz hatten. Daniel klammerte sich stehend an das 51 Jahre alte Gipfelkreuz und ich saß auf der Gipfelschneide davor; ein Bein hing Richtung Norden hinab, dass andere Richtung Süden. Laut Gipfelbuch (von 1986) sicherten wir uns die diesjährige Erstbegehung des Sonnenspitzl’s. Viel ist hier offensichtlich eh nicht los – letztes Jahr waren insgesamt nur 8 Personen am Gipfel!
Am Gipfel war für uns aber leider noch lange nicht Schluss. Wie es bei alpinen Touren oft so ist, sorgt auch der Abstieg nochmals für etwas Nervenkitzel … vor allem, wenn man nicht genau weiß wo bzw. wie man wieder hinab kommt.
Die grobe Richtung war vorgegeben. Die Abseilstelle befindet irgendwo auf dem südseitigen Band unterhalb des Gipfels. Ich machte mich also auf die Suche. Zunächst ging es ein paar Meter östlich am brösligen Grat entlang zu einer markanten Einschartung (ein BH an der gegenüberliegenden Wandseite). Die Einschartung muss dann zum Band hinab abgeklettert werden (max. III). An der Wand entlang dem Band findet sich noch ein alter rostiger Schlaghaken; von dort weiter von der Wand weg hinab auf schottrigem Band (noch 1 BH) zu einem großen massiven Eisenbolzen mit Abseilöse (weithin sichtbar). Von hier zweifache, steile Abseilfahrt (weiterer Eisenbolzen) in die Scharte mit neuerem Edelstahl-Abseilring, dann noch zweimal Ablassen in Richtung Österreichischem Schneekar (nördliche Richtung). Steinschlag lässt sich wohl kaum vermeiden … und Vorsicht wegen den Hochgebirgs-Eichhörnchen ;-)
Erst am Wandfuß haben wir die Kletterpatschen gegen die Standard-Tretter gewechselt und die Ausrüstung verstaut. In wenigen Minuten ging es dann zurück zum Einstieg und weiter hinab zur Hütte.
An der Hütte gönnten wir uns dann nochmals Kaffee und betrachteten die absolvierte Route, die von dort aus komplett einsehbar ist.
Abstieg zum Parkplatz wie Aufstieg … mit einigen schnellen Geröllabfahrten.
Tom.
Informationen:
— http://www.wiener-neustaedter.com/
— http://www.bergprofi.com/