Treffauer: »König der Löwen« (V+) am 28.05.2012
Das Wetter will oft nicht so, wie man es gerne hätte. Aus diesem Grund fiel die Routenwahl heute spontan auf etwas Leichteres im Wilden Kaiser. Ziemlich ruhig dort oben im Schneekar – wen wundert es, bei dem vielen Altschnee.
Zusammen mit Daniel ging es flotten Schrittes vom Parkplatz über die von einer Lawine im Winter völlig zerstörten Wegscheidalm hinauf zum Wasserfall und weiter ins Schneekar. Das Wetter wusste noch nicht recht, wie es sich entscheiden soll – Hochsommer oder Weltuntergang im 5-Minuten-Takt.
Trotz einsetzendem Nieselregen entschlossen wir uns in die Route »König der Löwen« [280m, 9 SL, V+] einzusteigen. Da die erste Seillänge sowieso komplett unterm Schnee begraben war, spielte die Nässe zunächst keine Rolle. Schwierig war vielmehr die Suche nach dem ersten erreichbaren Bolt. In den Rillenplatten über dem Schnee musste dann aber erstmal ein Standplatz her. An einer für uns geeigneten Stelle zwei gute „Feunde“ in einem Riss versenkt und einen Stand gezimmert. Nachdem die Zustiegsschuhe gegen Kletterpatschen gewechselt waren schickte ich den Daniel auch gleich auf die Reise. Die ersten Bolts und der zweite Standplatz waren schnell gefunden.
Vor lauter schnell schnell hat jeder von uns mal einen Standplatz übersehen, aber es findet sich eigentlich überall auch was zum selber basteln; oftmals auch an etwas besseren Stellen als der eigentlich vorgesehene Standplatz. Die Schlüsselstelle (Variante) kann durchaus als [V+] bewertet werden, ist jedoch mehr als großzügig mit Bolts abgesichert. Vergleichbare Routen in Arco haben da nicht halb so viele Zwischensicherungen.
Bis wir uns verschaut haben, waren wir auch schon durch. Das ich nach der letzten Seillänge nicht mehr ins Topo geschaut habe war blöd – kann ja keiner ahnen, dass die als letzten Stand eine Sanduhr am Ende der Latschengasse vorgesehen haben … so musste halt meine berüchtigte „Latschenkrake“ herhalten.
Insgesamt gesehen eine schöne, wenn auch für den Kaiser sehr einfache Tour. Laut Wandbuch dieses Jahr die erste Begehung und insgesamt die 25. Begehung dieser Route.
Der Abstieg auf dem Normalweg zum/vom Treffauer bereitete trotz eines größeren, steilen Altschneefeldes keine größeren Schwierigkeiten mehr.
Inzwischen hatte sich das Wetter wieder gefangen und es kam hin und wieder auch mal die Sonne zum Vorschein. Wir entschieden uns beim Abstieg noch für ein paar Baseclimbs an die Multerkarwand zu gehen – kommt man doch fast direkt daran vorbei. Im Zick-Zack-Kurs machten wir noch 3x 2 Seillängen im unteren linken Wandteil. Außer uns war niemand da – komisch!? Wir hatten aber auch alleine unseren Spaß.
Die Einstiegslänge von »Das letzte Einhorn« – mit [VII-] bewertet – war für mich dann aber echt ’ne harte Nummer. Allein der Start: keine Griffe – keine Tritte – nur ein halbes scharfkantiges Fingerloch und eine komisch noppige Platte als Aufsteher. In Zukunft schreie ich nicht sofort HIER, wenn es um den Vorstieg unbekannter Routen geht. Zumindest Daniel hatte gut lachen, aber auch er ist da -zu meiner Freude- im Nachstieg nicht einfach durchspaziert.
Zum Abschluss besuchten wir noch den vor kurzem wiedereröffneten Jägerwirt direkt am Parkplatz. Die geben sich sehr viel Mühe. Im Vergleich zu einer Almhütte ist das ganze schon etwas dekadent angehaucht, aber Kaffee und Kuchen waren nicht schlecht.
Tom
Informationen:
Infos zur Route »König der Löwen«
— http://www.bergsteigen.at
— http://www.stadler-markus.de
Topo Multerkarwand
— linker Wandteil
— rechter Wandteil
Einkehr
— Wegscheidalm (durch Lawine im Jahr 2012 zerstört worden)
— Jägerwirt