Pre-Opening der Kletterarena Kaiserwinkl am 01./02.06.2011
Ziemlich kurzfristig wurden Ines und ich zur Pre-Opening-Veranstaltung auf die Ottenalm geladen.
Ottenalm? Klettersteige? … na ja, wir haben zunächst auch überlegt, wo die da gleich drei Klettersteige errichtet haben sollen. Ich sagte bei der Anreise noch flapsig: „Sind wohl drei kleinere Übungsklettersteige für Anfänger – ähnlich wie am Stripsenjoch.“
Aber nein, weit gefehlt!
Das was Ekkehard „Ekke“ Wimmer und sein Team da in die Nordwand der Harauer Spitze (1.117m) „genagelt“ haben, lies uns wirklich staunen. Die drei Eisenführen müssen den Vergleich mit anderen (talnahen) Klettersteigen nicht scheuen. Ich möchte fast behaupten, dass z.B. die Klettersteige zum Gasthaus Zimmereben in Mayrhofen im Vergleich nur „Kindergeburtstag“ sind.
Jetzt aber mal zu den Fakten:
Die härteste Nuss unter den Dreien haben die Erbauer »Ottenalm Direttissima« genannt, was mich anfänglich schon zu einem leichten Schmunzeln veranlasste. Die Steigdaten sprechen jedoch klare Worte …
Schwierigkeit: D/E, anspruchsvoll und sehr sportlich, (offiziell) ohne künstliche Tritthilfen! … ich habe immerhin EINEN Trittbügel entdeckt;
Länge: 130 Höhenmeter, 180 m Kletterlänge;
Dauer: wer länger als 45 Minuten brauchen sollte, war mit dem Steig definitiv überfordert;
Charakter: anspruchsvoller Sportklettersteig mit 2 kurzen überhängenden und einigen kurzen senkrechten Passagen. Erfahrung, Kraft, Ausdauer und gute Tritttechnik notwendig; abwechslungsreiche Kletterei in sehr gutem Fels. Kein Notausstieg!
Etwas leichter, aber trotzdem nur was für Ambitionierte, ist der »Bergkameraden Steig« – der allein sollte ausreichen, um die meisten an ihre Grenzen zu bringen …
Schwierigkeit: C/D (eine Stelle D), anspruchsvoll und sehr schwierig, viele Trittbügel, jedoch um einiges ausgesetzter als die »Direttissima;
Länge: 170 Höhenmeter, 310 m Kletterlänge;
Dauer: 1 Stunde ist gut bemessen;
Charakter: anspruchsvoller Sportklettersteig mit 2 überhängenden Passagen; Erfahrung, Kraft und Ausdauer notwendig; abwechslungsreiche Kletterei in gutem Fels; 2x Zwei-Seil-Brücken (die erste längere sorgt für richtigen Adrenalinkick), nach ca. einem Drittel des Steiges Übergang zum leichteren Übungsklettersteig möglich;
Damit aber auch weniger Geübte nicht ganz leer ausgehen, haben die Erbauer noch die »Walchseerunde« errichtet …
Schwierigkeit: C, mäßig bis schwierig, ausreichend Trittbügel;
Länge: 50 Höhenmeter, 70 m Kletterlänge;
Dauer: ca. 20 Minuten;
Charakter: Übungsklettersteig von beiden Richtungen als Runde zu begehen, steile Passagen mit Trittbügel. Klettersteig-Grundkenntnisse sollten vorhanden sein. Abwechslungsreiche Kletterei in gutem Fels. 1 Holzbrücke;
Wir hatten uns zwar besseres Wetter gewünscht und es war auch nicht ganz so schlecht vorhergesagt, aber es sollte so kommen wie es kommen musste. Schon den ganzen Mittwoch Dauerregen. Na ja, wir konnten es nicht ändern. Zum Glück sind es vom Parkplatz am Sportplatz in Walchsee keine 45 Minuten zur Ottenalm … bzw. nur gut 20 Minuten mit dem MTB.
Da es auf der Ottenalm keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, bestand die Möglichkeit auf dem Almgelände zu zelten. Dies konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, zumal wir für die Nacht ein Zelt von Hilleberg und Schlafsäcke von Haglöfs zur Verfügung gestellt bekamen. Lediglich selbst aufbauen mussten wir das Zelt, aber dies war dann trotz Bedenken relativ einfach.
Nach dem Abendessen wurden wir dann mit einer musikalischen Lichtinszenierung überrascht. Das Wechselspiel aus Licht und Feuer an den Nordabbrüchen der Harauer Spitze wurde durch passende Musik und das Spielen von Trompeten und Saxophon untermalt. Auch der Hüttenwirt hat es sich nicht nehmen lassen und trat mit seiner „Quetschn“ auf. Trotz großer Bemühungen der Veranstalter und der einheimischen Bergwacht hat der erneut einsetzende Regen einiges der „Show“ versaut. Ich wünsche ihnen, dass sie den Programmpunkt „Leuchtende Wände“ wenigstens bei der offiziellen Eröffnung am Samstag (04.06.2011) reibungslos durchziehen können.
Nach gemütlichem Ausklang des Abends in der Ottenalm war dann „Zeltruhe“ angesagt.
Am Donnerstagmorgen ging es nach dem Frühstück ran an die Steige. Da die Mehrheit mit Bergführern in den »Bergkameraden Steig« einstiegen, schlossen wir uns dem Andreas (einem der Jentzsch-Brüder von bergsteigen.at) und dem Ralf (via-ferrata.de) an. Trotz Nieselregen wagten wir uns an die »Ottenalm Direttissima«. Ein hartes Stück „Arbeit“ stand uns da bevor – dieses heimtückische Teil ist vom Niveau her fast schon so hart wie die Sektion 1 des Kaiser-Max-KS an der Martinswand. Mit Bizeps-Power und voller Konzentration ist uns aber mal wieder eine „persönliche“ Erstbegehung geglückt.
Nach den offiziellen Programmpunkten zogen wir nachmittags nochmal alleine los und konnten dann bei etwas besserem Wetter auch noch den »Bergkameraden Steig« durchziehen. Sehr kurzweilige Geschichte mit schönen aber luftigen Passagen, teilweise sehr kraftige Überhänge und die lange Zwei-Seil-Brücke ist auch nichts für schwache Nerven.
Noch eine kurze Anmerkung zu den Steigen:
Markierte Holzpflöcke kennzeichnen den Zustieg von der Ottenalm (5-10 Minuten). Wege müssen noch etwas festgetrampelt werden. Einstiegstafeln existieren ebenfalls noch nicht. Da bis letzte Woche noch an den Steigen gearbeitet wurde, liegt noch viel Dreck und loses Gebrösel in den Routen. Volle Ausrüstung unabdingbar. Die Steige sind bestens (bombenfest) abgesichert. Der Abstieg erfolgt bei den beiden schweren Steigen über den reizvollen (kurzen) Gratweg Richtung Osten zurück zur Ottenalm (10 Min.). Der Übungsklettersteig ist eine Art Rundweg und endet wieder auf dem Zustiegsweg. Das Topo von bergsteigen.at ist bereits fertig und wird wohl die nächsten Tage online gestellt.
Fazit:
Relativ kurzer Auf-/Zustieg – auch mit MTB – bis zur Ottenalm, die gleichzeitig bewirtschafteter Stützpunkt ist. Drei mäßig schwere bis extrem schwere Steige zum Austoben. Reizvoller (kurzer) Abstiegsweg. Super gelegen . Der Tourismusverband Kaiserwinkl ahnt wahrscheinlich noch überhaupt nicht, was er da für einen „Pilgerort für Ferratisti“ geschaffen hat … in jedem Fall aber ein Gewinn für die Region.
Wir kommen sicherlich wieder. Ein Stammtisch auf der Ottenalm wäre jetzt auf alle Fälle eine Überlegung wert. Ach ja, falls Interesse besteht: Sportkletterrouten (im Bereich UIAA 4 – 7) wurden auch schon einige gebohrt.
Tom
An dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank
an den Tourismusverband Kaiserwinkl für die Einladung …
an Haglöfs Deutschland für die Testbekleidung (insbesondere für die »P2 Incus Jacket«, die uns bei dem Sauwetter im Klettersteig richtig gute Dienste geleistet hat) …
an Hilleberg – The Tentmaker für das »Kaitum 2«, das uns trocken durch die Nacht brachte …
an Tina von der TOC Agentur für Kommunikation GmbH & Co. KG für die hervorragende Organisation … und natürlich an die Wirtsleute der Ottenalm für die ausgezeichnete Bewirtung.
Hier noch ein paar Impressionen: