»Hans Obholzer Gedächtnissteig« am 05.11.2009
Heute hat uns das schöne Wetter dazu gezwungen unter der Woche mal nicht in die Arbeit zu gehen.
Ines und ich wollen euch mal was noch ziemlich Unbekanntes vorstellen. Ich denke zumindest, dass noch die wenigsten darüber etwas wissen. Wir haben dazu auch ein paar Fotos mitgebracht.
Für nächstes Jahr hat der Tourismusverband Achensee die Fertigstellung eines für mich wahnsinnigen „Gesamtprojektes“ angekündigt. Bevor ich hierüber aber weitere Infos verbreite, möchte ich mir das erst selbst vor Ort anschauen. Ich werde bei passender Gelegenheit mehr berichten.
Was ich aber verraten kann und worüber man auch im Internet teilweise schon etwas findet: Zu diesem „Gesamtprojekt“ gehören zwei neue, bereits fertiggestellte Klettersteige.
Nachdem ich im Sommer schon vorab einen unfertigen Teil unter die Lupe nehmen konnte, stand nun für uns eine »Winter-Erstbegehung« eines dieser beiden Steige an.
Rahmendaten zum Klettersteig:
Name: Hans Obholzer Gedächtnissteig
Schwierigkeit: überwiegend B/C
Länge: Sektion A1 / ca. 50 Klettermeter; Sektion A2 / ca. 200 Klettermeter
Erbauer: Bergrettung Maurach
erreichte(r) Gipfel: Haidachstellwand (2.192 m), Hexenstein alias „Clesida“ (2.080m)
Obwohl ich selbst – als Klettersteig-Fan – nicht wirklich davon begeistert bin, das eine „Eisenführe“ auf meinen Lieblingsgipfel im Rofan gebohrt wurde, so muss ich jedoch zugeben, dass die Routenführung ziemlich genial ist. Es wird wohl aber leider dort oben nicht mehr so ruhig sein, wie es noch vor ein paar Jahren war.
… das juckt jetzt aber nicht, da uns heute das ganze „Zentral-Rofan“ alleine gehört. Die Rofanseilbahn ist in Revision und fährt voraussichtlich erst wieder ab 12. Dezember – alle Hütten haben geschlossen – und zudem liegt für Wanderer zuviel und für Tourengeher zu wenig Schnee … also genau unsere Zeit.
Wir starten vom oberen Parkplatz an der Talstation der Rofanseilbahn. Der Steig entlang des Madersbach bring uns schnell nach oben. Ab ca. 1.400m der erste Schneekontakt. Ein besonderer Dank geht an die drei knackigen „Mädels“ vom Laufteam Achensee, die uns die Ideallinie hoch zur Mauritzalm gezogen haben, da aufgrund des Schnees vom oberen Teil des Weges nichts mehr zu sehen war.

Oben an der Mauritzalm (1.850m) dann schon mehr Schnee als ich dachte – an die 30 cm sind es sicherlich gewesen. Gut das wir unsere Schneeschuhe im Auto gelassen haben.

Motiviert durch das fantastische Wetter machten wir uns nach einer kurzen Pause ans Spuren … wir hatten ja noch einiges vor. Teilweise knietief wühlten wir uns durch die weiße Traumwelt. Meine Geländekenntnis aus der schneearmen Zeit war hier sehr von Vorteil … was uns aber nicht davor bewahrte, dass wir teilweise dann doch hüfttief eingesunken sind.


Anders als bei der Wankspitze hatten wir heute unsere Winterausrüstung dabei und so war es auch kein Problem uns bis zum Einstieg des Klettersteiges an der Nord-Ost-Flanke vorzukämpfen …

Unter Schnee nicht einfach zu finden, wenn man ihn nicht kennt, zudem er auch von einer Felsrippe verdeckt wird …

Hier ein paar Impressionen aus dem ersten Abschnitt des Klettersteiges …



Erstes Zwischenziel ist der Hexenstein, auch »CLESIDA« genannt (siehe auch unter roBerge.de Tour #542 / ganz unten) …

Nach ca. 100 Metern Gehgelände geht es rechts an einer wilden Gratkante in den nördlichen Aufbau der Haidachstellwand …

Ich gehe mal davon aus, dass das Stück Gehgelände im Sommer einfacher zu „machen“ ist … die vereisten Felsen haben uns ganz schön gebremst … und im Schatten war es unangenehm kalt …

Endlich wieder etwas Sonne im Gesicht zum Aufwärmen …

Fun & Action Einlagen dürfen heutzutage nicht fehlen … kurz geht es über eine Zwei-Seil-Brücke …

Bei windigen minus 2°C erreichen wir den Gipfel …

Der Aufenthalt am höchsten Punkt der Tour dauerte nicht lange … selbst für die obligatorische Gipfelbrotzeit war es uns zu kalt. Flott ging es südlich über die Hochfläche weiter und über den Normalweg nach unten bis zum Ein-/Ausstieg der »Sektion A1«, die scheinbar als Abrundung einer Klettersteigüberschreitung in die West-Flanke gebohrt wurde … eigentlich total sinnlos – aber vielleicht hatten sie ja beim Bau noch etwas Seil übrig. Der kurze Abschnitt geht mal rechts vom Normalweg ab und führt ca. 50 Meter durch einen Felsvorsprung nach unten und endet dann wiederum am Normalweg, genau unterhalb des alten versicherten Wegabschnitts (Klammerwandl), der ebenfalls durch ein paar zusätzliche Trittbügel „aufgepimt“ wurde.

Um unseren Abstieg aus zeitlichen Gründen etwas zu verkürzen, nutzten wir eine im Sommer erkundete Steilrinne Richtung Buchauer Alm, was uns zugleich auch noch weitere anstrengende Spurarbeit hinüber zur Mauritzalm erspart hat. Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann wieder den Parkplatz.
Schöne, wenn auch mitunter sehr anstrengende Tour.
+++ insgesamt ca. 1350 Hm / 11 km +++
Tom