»Alpspitz-Triathlon« ~ Mauerläufersteig am 11.09.2009
Die Idee zu dieser Tour stammte eigentlich von Hannes, sie konnte aber wegen der Bayerischen MTB Meisterschaft im Up-Hill am letzten Wochenende nicht umgesetzt werden. Da mir langweilg war nahm ich sie gestern als Solo-Tour in Angriff.
Tourenverlauf:
[Bike]
Kreuzeck-Talstation (770m) – Tonihütte (1.100m) – Kreuzalm (1.580m) – Hochalm (1.705m) >> Bike-Depot
[Hike]
Hochalm – Mauerläufersteig [E] – Bernadeinkopf (2.143m) – Oberkar – Alpspitze Ostgrat – Alpspitze (2.620m) – Alpspitz-Ferrata [B] – Osterfelderkopf (2.050m) – Hochalm
Tourenbericht:
Offensichtlich hatte es die ganze Nacht über geregnet. Alles war nass und es hatte 12°C bei dichtem Nebel. Ich startete mit dem MTB bei der Talstation der Kreuzeckbahn. Zum Warmfahren bleibt einem hier nicht viel Strecke. Wer den Moser Bike Guide Nr. 2 (Karwendel/Wetterstein) zuhause hat, kann sich das Höhenprofil von Tour 36 (Garmisch – Osterfelder Station) einmal anschauen. Nach gut einem Kilometer geht es gleich richtig zur Sache. Auf gut 3 Kilometer geht es kontinuierlich mit 15 bis 20 Prozent Steigung dahin … erst im Bereich der Tonihütte wird es wieder etwas entspannter.
Wenn man den Weg auf der Karte so anschaut, möchte man meinen, dass man einfach nur der Straße bis zum Ziel folgen muss, dem ist aber nicht so. Die gut ausgebaute Infrastruktur (Forststraßen, Wanderwege, Skipisten etc.) sowie die momentanen Baustellen-Umleitungen entlang der Kandahar-Abfahrt sorgen im Nebel für totale Verwirrung. An jeder Abzweigung stehen Umleitungsschilder, von denen man teilweise nicht ablesen kann ob die nur für Fußgänger oder für alle gelten. Jedenfalls fuhr ich auf ca. 1.400m plötzlich auf einem Umleitungsweg für Fußgänger, der immer steiler wurde. Die mühsam erkämpften Höhenmeter wollte ich nicht wieder herschenken, also war doch Schieben angesagt. 100 Hm über eine Skipiste nach oben … erstaunlich wie schwer da ein Fahrrad werden kann … selbst beim Schieben.
Der nächste Querweg war dann wieder einigermaßen befahrbar … und führte mich direkt zur Kreuzalm. Der kurze Aufschwung (bis 20%) Richtung Kreuzeckhaus saugte mir die letzten Reserven aus den Oberschenkeln. Obwohl es mittlerweile nur noch regnerische 8°C hatte, war meine Regenkleidung mehr von innen als von außen nass. Von vornherein hatte ich das Bike-Depot an der Hochalm geplant … die Oberschenkel bestätigten mich vor Ort in meiner Entscheidung.
Eigentlich hatte ich mich jetzt auf eine kurze Pause im Warmen bei einer Tasse Kaffee gefreut … aber das Schild „Heute Ruhetag“ war nicht zu übersehen.
Nach dem Genuß eines Powerriegels schlüpfte ich schnell in trockene Sachen und machte mich zu Fuß weiter. Mittlerweile lichtete sich der Nebel etwas und nur noch gelegentlich fielen einige Regentropfen vom Himmel. Der Zustieg zu den Bernadeinwänden war schnell erledigt. Nun stand ich da … am Einstieg des »Mauerläufersteigs«.
Mehrfach wurde schon aus dem Artikel von alpin.de zitiert:
[…] einer der schwierigsten Sportklettersteige der nördlichen Alpen […] die vielen fast überhängend, ausgesetzten Passagen in Kombination mit den wenigen Trittstufen dürften auch routinierten Klettersteig-Gehern den kalten Schweiß ins Gesicht treiben […]
Allein der Anblick dieser senkrechten Wand dürfte jeden „Gelegenheitsgeher“ bereits abschrecken. Am Einstieg zeigt es sich dann, wer zum Steig überhaupt „zugelassen“ wird. Die ersten 4 Meter geht es eine glatte, trittarme Wand bis zum ersten Trittbügel hoch. Einzig das straff gespannte Stahlseil dient als Aufstiegshilfe. Wer hier auch nur den Gedanken aufkommen lässt, dass er den Durchstieg vielleicht doch nicht packen könnte, der sollte am besten auch gleich wieder aussteigen … das Niveau bleibt so hoch!!!
Der offiziell angegebene Schwierigkeitsgrad ist mit „D“ absolut unterbewertet. Die Jungs von bergsteigen.at liegen mit „D/E“ schon etwas näher an der Wirklichkeit. Dem Bericht von „Birgitza“ auf gipfeltreffen.at kann ich mich eigentlich kommentarlos anschließen. Nach meiner Meinung gehört der Steig mit einem dicken E bewertet.
Ich bin wirklich schon viele Klettersteige gegangen – auch schon einige mit E-Stellen, die auch immer Spaß gemacht haben. Selbst den „Sky-Walk-Klettersteig“ am Dachstein fand ich da noch recht gut zu „gehen“. Beim »Mauerläufersteig« kam es mir so vor, als würde ich die Schlüsselstellen sämtlicher schwieriger Klettersteige, die ich bislang gemacht habe, aneinandergereiht durchsteigen. Man merkt richtig, wie bei jedem Zug die Kraft in den Oberarmen nachlässt. Nach 50 Hm bereits der erste ungläubige Blick auf den Höhenmesser … noch 200 Hm !!!
Diesen Steig sollte wirklich nur jemand gehen, der bereits ein paar schwere D- bzw. E-Klettersteige gemacht hat, und sich dabei wirklich wohl gefühlt hat. Es gibt keinen Notausstieg und Rastplätze sind so gut wie nicht vorhanden. Falls sich doch mal ein „schwächerer“ Geher dazu überwindet, weiter zu gehen, als er im Stande ist, macht er das Leben nicht nur sich, sondern auch allen anderen im Steig Nachfolgenden schwer. Ein „sicheres Überholen“ ist m. E. nur an zwei Stellen möglich … bei einem Stau sind alle Nachfolgenden gezwungen, sich einen vernünftigen Standplatz zu suchen. Wer keinen findet bzw. keine Standschlinge dabei hat, um sich wartenderweise ins Seil hängen zu können, der verbraucht unnötig viel Energie/Armkraft, was wiederum einen sicheren Durchstieg gefährdet.
Der größte Witz ist dann noch die große Seilbrücke zum Schluss. Man ist froh, dass es endlich etwas flacher wird, und dann soll man sich sinnlos (kaum 5 Meter über normalem Gehgelände) über so ein wackliges Teil hangeln. Selbst die Umgehung ist voll fürn A… – zu Beginn der Seilbrücke einfach nach links aus dem Steig raus (roter Punkt) und in 2 Minuten über einen gestuften Wiesenhang zum Gipfelkreuz – deine Oberarme danken es dir.
Der »Pidinger« – der zwar von der Bewertung her leichter, aber dafür gut 3x länger ist und bislang als rassigster alpiner Klettersteig Deutschland galt – ist gegen diesen Steig doch eher was zum Entspannen.
Nach viel Gerede … stehe ich nun bei null Sicht und leichtem Nieselregen am Gipfel des Bernadeinkopf (2.143m). Ziemlich ungemütlich – also nur kurz das „Klettersteigzeugs“ weggepackt und einen Powerriegel reingeschoben. Weiter geht’s. Auf dem Weg ins Oberkar fällt mir noch ein, dass es weder Wandbuch noch Gipfelbuch gab … na ja, die Hände und Arme wären sowieso noch zu zittrig gewesen, um etwas zu schreiben.
Im Oberkar war dann wegen des Nebels anfangs die Orientierung etwas schwierig. Hier treffen mehrere Wege aufeinander und alle sind irgendwie mit Punkten, Strichen bzw. Stoamandl markiert. Trampelpfade gab es genug, aber welcher ist der richtige. Nach kurzer Zeit tauchte dann doch noch ein Wegweiser in der „Suppe“ auf. Ich folge der Richtung „Alpspitz Ostgrat“ … zunächst mit kleinen roten Punkten, später mit roten Strichen markiert … dann eigentlich immer den höchsten Stellen eines Kammes folgend bis zum Gipfel der Alpspitze. Schade, das ich nichts von der wohl tollen Aussicht hier oben genießen konnte.
Nach einer kleinen und einsamen Gipfelbrotzeit folgte der Abstieg über die »Alpspitz-Ferrata«. Trotz des bescheidenen Wetters kamen mir hier insgesamt gut ein Dutzend Leute entgegen, was wohl aber auch nur ein Bruchteil von dem ist, was hier sonst so heraufpilgert.
Da die Hochalm ja geschlossen hatte, gab es dann außerplanmäßig noch einen Milchkaffee im Restaurant der Bergbahn am Osterfelderkopf … sehr ungemütlich, aber draußen war es aufgrund eines stärkeren Regenschauers noch ungemütlicher.
Nach etwa einer halben Stunde konnte man sich wieder raus trauen. Der Abstieg hinunter zur Hochalm führte über einen recht schön angelegten Bergsteig (Geolehrpfad Kreuzeck-Osterfelder) mit mehreren Infotafeln zu Gestein, Landschaftsformen und Vegetation. Für soetwas hatte ich aber keine Zeit, mein MTB wartete schon auf mich.
Sattel ganz nach unten gestellt, die warmen Klamotten und Handschuhe angezogen und los ging’s.
Bei etwas mehr Sicht als am Morgen konnte ja fast nichts mehr schief gehen. Tipp: Im Bereich der Kreuzalm unbedingt auf Schotterrinnen im Boden und auf Weidevieh achten. An der Kandahar-Abfahrt habe ich mich dann wieder kurzzeitig zweimal verfahren. Beide „Verhauer“ mit etwas Gegenanstieg verbunden, dann aber nonstop bis zum Parkplatz durchgeflogen. Ausgeschaut habe ich wie eine Wildsau … der Dreck ist mir von der Nase und den Ohren getropft … aber schön war’s.
[Bike]
↑ ca. 1000 Hm ‚up‘ und 100 Hm ‚down‘ auf 12,8 km
↓ ca. 1050 Hm ‚down‘ und 150 Hm ‚up‘ auf 13,7 km (wegen zwei „Verhauern“)
[Hike]
ca. 950 Hm auf knapp 6 km
Tom