Die etwas andere Kaisertour am 05.09.2009

Aufgrund des unbeständigen Wetters und anderen Faktoren haben sich alle für das Wochenende vorgeplanten Touren irgendwie zerschlagen. Was tun? Richtig Lust auf eine große Tour hatten Ines und ich heute morgen auch nicht. Wir waren uns aber schnell einig – wir fahren in den Kaiser. Eine Überschreitung der Pyramidenspitze war unser Ziel.

„Gehfaul“ und mit nur einem Auto … da bleibt nur eine der vielen möglichen Varianten übrig.

Wir fahren also rauf zum Parkplatz an der Aschinger Alm. Von dort ging es zunächst auf der Fahrstraße an der Aschinger Alm vorbei leicht bergauf. Da wir diesen Aufstieg vorher noch nicht kannten, folgten wir ganz brav der Beschilderung. Nach gut 15 Minuten kam mir der seltsame Verdacht, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind, da wir bereits einige Zeit in eher westliche und nicht östliche Richtung gingen. Scheinbar folgten wir diesem ausgeschriebenen „Aschinger Alm Rundwanderweg“. Ok – ruhig bleiben und suchen.

Auf gleichem Weg gingen wir wieder etwas zurück. Unter höherem Gras am Wegesrand entdeckten wir ein flach am Boden liegenden Wegweiser (Foto 02) … hier geht also der eigentliche Weg weiter. Suchende Blicke in der Landschaft entdeckten auch gleich ein Drehkreuz im Weidezaun. Offensichtlich ist hier aber schon länger keiner mehr gegangen, da im Gras keinerlei Spuren zu erkennen waren. Nach dem Drehkreuz ging es ein kurzes Stück auf markiertem Pfad weiter, der auf einem ebenfalls zugewachsenen Karrenweg endete. Wüst sah es hier aus … umgefallene und übereinander liegende Bäume … vermutlich Reste von einer Lawine … von einem „Weiterweg“ keine Spur. Irgendwo geht es schon weiter. Nach weiteren 20 Minuten im Unterholz stießen wir mitten im Wald wieder auf einen markierten Weg. Einer ist besser als keiner … wir folgten ihm.

Der Weg führte uns auf steil ansteigenden Kehren bis rauf zur verfallenen Jofenalm. Vor dort ging es auf einem teilweise nur schwer erkennbaren Wiesenpfad weiter in östliche Richtung bis zu einem Waldstück. Mühsam gewonnene Höhenmeter mussten wir dort wieder absteigen. Wegen einer „Monsterlawine“, die dort im Frühjahr scheinbar alles platt gemacht hat, sah vieles ganz anders aus als sonst. Die abkürzende Querung direkt ins Winkelkar haben wir nicht gefunden und mussten so noch etwas weiter absteigen, als eigentlich nötig gewesen wäre. Direkt auf der neuen „Forstarbeiterstraße“ kamen wir dann raus. Erst auf dieser, dann wieder auf dem Weg „836“ aufsteigend weiter an der Winkelalm vorbei Richtung „Klettersteig“.

Die Bergrettung Schwaz hat bei der Sanierung des Steiges gute Arbeit geleistet, wenn auch teilweise noch Reste der alten Sicherungen herumliegen. Auf knapp 1.700m verließen wir den Steig nach rechts (nord-östlich) und kämpften uns weglos rauf zur Jofenspitze. Es ist erstaunlich, wieviele Leute sich laut Gipfelbuch dort hoch „verirren“, die eigentlich geplant hatten, auf die Pyramidenspitze zu gehen. Keine Markierung, keine Pfadspuren, steile Wiesenhänge und Schrofengelände (UIAA I). Da muss man doch nach wenigen Metern merken, dass man vom eigentlichen Weg abgekommen ist … scheinbar ist das vom Steig aus gut sichtbare Gipfelkreuz einfach zu verlockend.

Nach einer kurzen Brotzeit querten wir weglos wieder in Richtung Steig und folgten dem weiteren Verlauf bis zum Gipfel der Pyramidenspitze. Dort gab es dann nochmal eine kurze Brotzeit. Dort oben war es alles andere als warm. In den Nordabbrüchen des Wilden Kaisers lag immer noch der Neuschnee von vergangener Nacht … sogar am Gipfelkreuz der „Pyramide“ hingen noch angefrorene Reste. brrrrrh.

Auf dem Normalweg gingen wir weiter in Richtung „Vogelbad“. Kurz nach dem Elferkogel bogen wir aber schon wieder weglos nach Norden ab. In leichter Kraxelei (UIAA I – II) ging es auf teilweise ausgesetztem Grat bis zum Grinnerkopf. Dort kurzer Eintrag ins Gipfelbuch.

Da wir nun schon mal auf dieser netten Aussichtsloge standen, war der Abstieg auch schon vorgegeben.

In roskins Büchlein „Abseits Aufwärts“ ist in der Erstausgabe (Seite 36 und 37) die »Gipfeldirettissima auf die Pyramidenspitze« beschrieben. Wie wir feststellen mussten, bringt einem diese eigentlich doch sehr gute „Aufstiegsbeschreibung“ nur wenig für den Abstieg.

In stellenweise haarsträubender Kraxelei waren vier Steilstufen zu überwinden. Voller Konzentration und immer auf der Suche nach dem „leichtesten“ Weg zirkelten wir uns nach unten. Insgesamt waren es gut 800 Höhenmeter auf 1,6 Kilometer, die wir dieses Kar mit dem Namen „Hoher Lahner“ abkletterten.

Wir waren heil froh, als wir dann unten zum zweiten mal an diesem Tag auf dem „Aschinger Alm Rundwanderweg“ standen ;). Den Kaffee und Kuchen auf der Aschinger Alm hatten wir uns richtig verdient … der Himbeer-Mohn-Kuchen ist übrigens sehr zu empfehlen.

Bei der Nachbereitung zuhause musste ich feststellen, dass der von roskin beschriebene Weg sogar in der AV-Karte schwarz gepunktet eingezeichnet ist und auch auf dem Satellitenbild von GoogleMaps zu erkennen ist :o. Wir haben uns bereits kurz nach dem Gipfel schon vom eigentlichen „Weg“ entfernt und sind ca. 100 Meter östlich parallel zu diesem Weg abgestiegen.

Wer den Weg nicht kennt, sollte auf keinen Fall versuchen dort abzusteigen !!! Im Aufstieg werde ich es zumindest irgendwann nochmal versuchen >:D.

Tourenverlauf:

Aschinger Alm (967m) — Jofenalm (1.342m) — Winkelalm (1.193m) — Winkelkar — Jofenspitze (1.892m) — Pyramidenspitze (1.997m) — Grinnerkopf (1.870m) — Hoher Lahner — Aschinger Alm.

+++ komplette Runde inkl. Pausen und „Versteigern“ >> 8 Stunden +++
+++ 1600 Höhenmeter im Auf- und Abstieg auf knapp 11 Kilometer +++

Tom

Wen es interessiert, hier noch unsere Abstiegsroute:



Kommentare nicht zugelassen